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Missionare von Mariannhill 1909 - 1936

  • Sr. Annette Buschgerd cps
  • 29. Nov.
  • 6 Min. Lesezeit

Artikel Nr. 8 Dezember 2025

Auf den Mönch-Missionar Pfanner gehen nicht nur Klöster und Missionsstationen

Abt Franz Pfanner
Abt Franz Pfanner

zurück, sondern auch Ordensgemeinschaften. Zwar wurden die «Missionare von Mariannhill» (CMM) nicht von Abt Franz gegründet, verdanken sich aber seiner Inspiration. Laut ihrer Konstitutionen wollen sie «dem Geist von Abt Franz Pfanner … treu bleiben» (427); der Generalobere «soll in den Fussstapfen von Abt Franz Pfanner ein starker und mutiger Führer» [sein] (479) und «die Gelübde die Richtschnur für ein Leben in Treue und Kreativität, wie Abt Franz Pfanner es … vorgelebt hat» (706).

 

Die Anfangsgeschichte der Missionare von Mariannhill wurde bereits geschildert, wird also als bekannt vorausgesetzt. Sie war zu keiner Zeit nur monastisch, sondern immer auch missionarisch. Um die Vereinbarkeit der beiden Lebensweisen wurde gerungen. 1905 stellt einen Meilenstein dar, als 24 Missionare zusammen mit Abt Franz ein Gesuch an Propaganda Fide richteten, Mariannhills 25 Missionsstationen mit ihren ca. 10 000 Christen und 3 000 Katechumenen «eine tragfähige Rechtsgrundlage zu gewähren.» (A. Roos „Ein Stück vom Reiche Gottes“). Es war ihr Wunsch, dass Mariannhill die Missionstätigkeit gewährt wurde, nicht aber, Mariannhill als ein selbstständiges Institut zu errichten. Eine Reaktion von Seiten des Ordens oder Propaganda Fides ist nicht bekannt.

 

Die Mariannhiller waren entschlossen, ihre Missionen auch gegen den Willen des Administrators, Abt Edmund Obrecht, weiterzuführen. Sie verziehen ihm sein Ansinnen, etliche Missionen einer anderen Gemeinschaft zu überlassen, nicht, noch weniger aber sein schroffes Vorgehen. Als er im August 1907 Südafrika für immer verließ, notierte der Chronist: "von allen gefürchtet, von vielen gehasst, von niemand geliebt." Superior Isembard Leyendecker aber ging unverzüglich daran, die Abtretung der Stationen rückgängig zu machen.

 

Da die Meinungsverschiedenheiten zur eigentlichen Identität Mariannhills, monastisch oder missionarisch, auch nach 20 Jahren nicht behoben waren, griff Generalabt Augustinus Marré ein. Unter seiner Leitung setzte das Generalkapitel von 1907 eine Sonderkommission zur Lösung der Mariannhiller Frage ein. Obrecht war Mitglied und die Empfehlung lautete: „vollständige Trennung vom Orden“. Sie wurde am 17. 9. angenommen und von Propaganda Fide gutgeheißen.  Doch niemand wollte den Mariannhillern den Beschluss mitteilen, weshalb Marré den Apostolischen Vikar von Transvaal, Dr. William Miller OMI, einschaltete. Sein Vorteil war, dass er mit den Mariannhiller Verhältnissen vertraut war Nachteil: er sprach kein Deutsch. Marré rüstete ihn mit 2 Schreiben aus, einem offiziellem, das ihn ermächtigte, eine von den Mariannhillern selbst geplante Versammlung einzuberufen, und einem privaten, in dem er ihm riet, die Verhandlungen so geschickt zu lenken, dass man am Ende sagen konnte, Mariannhill habe die Trennung vom Orden selbst gewünscht.

 

53 Teilnehmer – ohne 2 Patres und Abt Franz – waren am 10. Mai 1908 in Mariannhill versammelt. Brüder hatten kein Stimmrecht. Miller ließ durchblicken, dass man im Endeffekt nur eine Wahl habe: entweder Mariannhill blieb was es war, ein Trappistenkloster aber ohne Mission, oder, es schiede aus dem Orden aus. Die Flüsterpropaganda begann (Anton Roos CMM), bis Miller den Augenblick für gekommen sah, über folgenden Antrag abstimmen zu lassen: «Die Versammlung ersucht den Hl. Stuhl, Mariannhill eine eigene Leitung zu gewähren.» 51 Teilnehmer stimmten mit Ja. Miller hatte seinen Auftrag erfüllt.

 


Mariannhiller Trappisten-Missionare
Mariannhiller Trappisten-Missionare

 Danach wurden die Konstitutionen der Trappisten mit nur geringen Änderungen übernommen und Miller informierte die Brüder. Große Entrüstung! Die Kapitulare hätten ihr Erbrecht als Reformierte Zisterzienser verscherzt! Marré wies jede Verantwortung von sich ab; man möge sich bei Propaganda Fide beschweren. Die

oberste Missionsbehörde der Kirche aber, mit Auge auf Mariannhills blühende Missionen, rechtfertigte die Entscheidung, Mariannhill aus dem Ordensverband der Trappisten zu lösen, damit, dass Mariannhill die Trennung ja selbst gewünscht hätte.

 

Die nächste Instanz, die Kongregation für Bischöfe, Priester und Ordensleute, betraute Kon­sultor Abtprimas Hildebrand Hemptinne OSB mit der Überprüfung des Mariannhiller Antrags. Er nahm sich 5 Monate Zeit zu dem Beschluss, Mariannhill vom Orden zu trennen und keinem anderen Orden anzugliedern. Man möge es als kanonisches Kollegium errichten und die Mitglieder teils zu Mission und teils zu Chorgebet und der Heranbildung des Nachwuchses sowie der Kleriker zu verpflichten. Ein zutreffender Titel für das neue Institut sei "Religiosi Missionarii de Mari­annhill" (RMM). Eine Übergangsphase von 3 Jahren sei angemessen.

          

Papst (St.) Pius X unterzeichnete das Trennungsdekret am 2. 2. 1909, was Miller umgehend Superior Isembard mitteilte, sich aber vorbehielt, es nach seiner Rückkehr aus Rom selbst in Mariannhill bekanntzugeben. Der 28. Juli 1909 wurde festgesetzt. Die Empörung war groß. Doch Abt Franz, der am 24. 5. starb, soll gesagt haben: «Gott sei Dank! Jetzt ist es doch noch so gekommen, wie ich es immer gewünscht habe.»

 


Mariannhiller im Ordenskleid (Mitte)
Mariannhiller im Ordenskleid (Mitte)

Nur langsam setzte sich unter den Mariannhillern die Einsicht durch, dass nicht die monastische, sondern die missionarische Lebensform die angemessene für Mariannhill sei. Die jetzigen Konstitutionen (2025) lassen keinen Zweifel daran: «Die Kongregation … übernimmt im Geiste von Abt Franz Pfanner und der frühen Gemeinschaft von Mariannhill … ihre missionarische Zielsetzung» [104]. Und: „Wir haben den Mut, nach dem Beispiel von Abt Franz Pfanner und der frühen Gemeinschaft von Mariannhill, auch neue Wege zu gehen.» [111].

 

Nach der Trennung musste Mariannhill nicht von vorn anfangen, sondern konnte auf dem Fundament der Trappisten weiterbauen. Es besaß eine ganze Kolonne frommer, qualifizierter Brüder, ausgedehnte Ländereien, blühende Missionen und eine stabile Heimatbasis. Die rege Werbetätigkeit des Gründers durch Sammelbrüder und eine eigene Presse kamen ihm zugute. Sein Name hatte einen guten Klang. Was aber ihre Lebensweise betraf, so hielten die Mariannhiller zunächst am Brevier der Zisterzienser, der Kutte und den übernommenen Bräuchen fest. Entgegen Hemptinnes Warnung machten sie auch verschiedene Anschlussversuche, z. B. an die Zisterzienser (OC), bis schließlich Rom allen Provisorien ein Ende setzte und Mariannhill zu einem Institut mit einfachen Gelübden machte (21. 3. 1914), das sich eine eigene Generalleitung auf 6 Jahre geben solle. Es kam nicht so weit. Der 1. Weltkrieg brach aus. Der resignierte Abt Gerard Wolpert blieb Probst.

 

Der Krieg verbreitete Unsicherheit, unterbrach den Kontakt mit der Heimat, leerte die Kassen und Noviziate und drohte allen Deutschen mit Internierung. Mariannhill stagnierte. (Die weitere Entwicklung kann hier nur bis zum 2. Weltkrieg angedeutet werden.)

 

Nach dem Krieg gaben kanonische Visitationen der missionarischen Zielsetzung Mariannhills frischen Auftrieb. Erster Generalsuperior wurde der Rhodesien-Missionar Adalbero Fleischer (1920). Die zisterziensische Liturgie musste der römischen und die Kukulle einem schwarzen Habit mit rotem Zingulum (schwarzen Ledergürtel für Brüder) weichen. Ordensnamen wurden abgeschafft, das Chorgebet ausgesetzt und die Ein-Mann Vertretungen in Übersee zu kleinen Gemeinschaften ausgebaut. Als die holländische Niederlassung St. Paul (seit 1911) sich weigerte, ernannte Kardinal van Rossum, Präfekt der Propaganda Fide, kurzerhand einen Jesuiten als Novizenmeister und unterstellte das Institut Mariannhill seinem Dikasterium (26.6.1920). Er selbst wurde 1921 Kardinalprotektor und Mariannhill mit seinen Missionen ein Vikariat mit Generalsuperior Fleischer als Apostolischem Vikar (13. 3. 1922). Ihm wurde ausnahmsweise gestattet, sowohl das Institut wie auch das Vikariat Mariannhill vier Jahre lang in Personalunion zu leiten. Im Zuge der Enzyklika "Maximum illud" von Benedikt XV. gründete er noch in demselben Jahr die (einheimischen) «Töchter des hl. Franziskus" (1922) und ein Jahr später die «Josefs-Familiaren».

 

Auf den 1. Weltkrieg folgte eine weltweite Rezession. Die Inflation breitete sich so rasant aus, dass man «das Geld ausgeben musste, ehe man es in der Hand hielt.» (Roos). Eine weitere Folge der Teuerung war der schlechte Gesundheitszustand der Kleriker, von denen darum – mit Unterstützung der US-Mariannhiller – 26 zum Weiterstudium in die Ma­riathal Mission versetzt wurden, aus der bis zur Rückverlegung des Seminars (1929) 32 Priester hervorgingen.

 

1926 wurde P. Hermann Arndt Generaloberer und die Mariannhiller ein Institut päpstlichen Rechts (CMM). Trotz der allgemeinen Notlage wurde das Pius-Seminar in Angriff genommen und dafür Land in Afrika mit Hypotheken belegt. 1928 zog das Generalat nach Würzburg um und alle europäischen Niederlassungen ihm unterstellt, während Mariannhill und seine Missionen eine Provinz bildeten. 1930 war ein besonders schweres Jahr: Auf römische Anordnung musste Mariannhill seine Missionen in Maschonaland gegen die der Jesuiten in Matabeleland tauschen, wozu sie sich nur schweren Herzens bereiterklären konnten. Aber dann, wie zum Trost, ernannte Propaganda Fide gleich zwei Mariannhiller Missionare zu Apostolischen Präfekten, P. Emanuel Hanisch für Umtata (1930) und P. Ignatius Arnoz für Bulawayo (1932).

 

Am 30. 1.1933 kam Adolf Hitler an die Macht. Er war unberechenbar. Um gegen alle möglichen Schikanen gewappnet zu sein, erwarb der 1932 gewählte Generalobere P. Reginald Weinmann ein Haus in Österreich, das im Fall der Ausweisung als Unterkunft dienen sollte, und verlegte das Generalat 1936 zuerst nach Altdorf (Schweiz) und dann nach Riedegg (Österreich). Das Gefürchtete trat ein. 1938 inszenierte Hitler die «Heimholung Österreichs ins Reich». General Weinmann floh mit einem südafrikanischen Pass über die Schweiz nach England, wo er Mitte Juni in ein altes Kloster in Hatfield-Peverel, Essex einzog und es der „Mutter vom guten Rat» weihte. Aus den Niederlassungen in der Schweiz, Deutschland und Österreich wurden Provinzen. Der 2. Weltkrieg war nur noch eine Frage der Zeit.

 

Das Wort von Abt Franz: «Unsere Mission ist ein Stück vom Reich Gottes, und das hat keine Grenzen» bewahrheitete sich. 1939 war Mariannhill zum Baum geworden, der seine Äste ausbreitete, um im Geist des Gründers weiterzuwachsen. (Zur weiteren Entwicklung der CMM s. Art. 10 «Die Gründungen Pfanners heute».)

 

© Sr. Annette Buschgerd cps

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