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Dunbrody - Mariannhill 1882-1894

  • Sr. Annette Buschgerd cps
  • 31. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

Artikel Nr. 5 September 2025

« Donnez-moi, s'il vous plaît, des hommes, des trappistes, pour mon diocèse. J'en ai désespérément besoin »*. Es ist der 12. September 1879 und alljährliches Generalkapitel der Trappisten in Sept-Fons, Frankreich. Bischof James Ricards von Grahamstown in Südafrika bittet um Mönche für eine Neugründung, aber keiner der Äbte und Prioren fühlt sich angesprochen. Man hat weder Brüder für so eine Expedition, noch jemand, der sie anführen könnte. Hauptsächlich aber fehlt es an Mut.

„Wenn keiner gehen will, dann gehe ich.“ P. Franz, Prior von Maria Stern in Bosnien, der Abt werden soll, springt in die Bresche. „Der Bischof tat mir leid. Er hatte eine Farm gekauft und setzte seine letzte Hoffnung auf uns, um sie zu bewirtschaften.“ (Wenn nicht anders angegeben, sind alle Zitate den „Lebenserinnerungen“ von Abt Franz entnommen.) Es sollte der Wendepunkt in seinem Leben sein, vom regulären Trappisten zum Trappisten-Missionar.

Zurück in Maria Stern löste sein Entschluss Begeisterung aus, zumal Prior Franz nur eine Bedingung zur Teilnahme an der Expedition stellte: „Wer mitwill muss sonnenverbrannt sein. Und auf einmal wollten alle im Freien arbeiten.“ Am 1. Juli   schiffte sich eine 34-köpfige Mannschaft in Southampton ein und erreichte am 28. Juli Port Elizabeth. Von da ging es nach Dunbrody, der Farm, die am Rand des Addo Tierparks lag. Doch was war das? „Nichts als Sand, Dornen, mannshohe Kakteen und kein Wasser im Sunday River oder ein Wölkchen am Himmel!“ Die Trappisten bezogen ihr „Kloster“, eine Ansammlung von Wellblechbauten, auf welche die Sonne unbarmherzig herniederbrannte.


Dunbrody
Dunbrody

„Quo vadis?“ fragte sich der Prior. Er hatte sich auf drei Jahre verpflichtet, oder solange der Bischof für den Unterhalt aufkommen würde. Doch nun diese Enttäuschung! Hatte er sich schon beim Kapitel gefragt, woher Ricards das Geld für eine Farm nahm, so musste er nun zur Kenntnis nehmen, dass diese noch gar nicht bezahlt war. Im Gegenteil, der Gläubiger machte Druck auf den Bischof und dieser auf die Trappisten, Dunbrody so schnell wie möglich zu kultivieren, damit sie von ihrem Ertrag leben und ihn von seiner Sorgepflicht befreien könnten. Über diesen Plan kam es schon sehr bald zu heftigen Meinungsverschiedenheiten zwischen Bischof und Prior. Der Orden erwartete, dass ein Klostergründer zu allererst für ein geregeltes Leben in einem regel-rechten Kloster Sorge trug als Grundlage für das Gelübde der Stabilität bzw. einer gesicherten Existenz. So lange Dunbrody diese nicht garantieren konnte, durfte der Prior nicht auf Maria Stern verzichten.

Der Bruch mit Ricards war vorprogrammiert. Nicht die Dürre – es sollte drei Jahre lang nicht regnen! – sondern die Haltung des Bischofs ließen erste Zweifel an der Rentabilität der Neugründung aufkommen. Ricards war zweifellos ein guter Bischof und Missionar, aber was Dunbrody betraf, honorierte er die Verantwortung des Priors nicht noch konnte er, wie versprochen, für den Unterhalt der Mönche bis zu ihrer Selbständigkeit aufkommen.

Insgeheim ersuchte Ricards den Generalvikar des Ordens und Propaganda Fide, Prior Franz nach dem nächsten Generalkapitel (September 1881) in Europa zurückzuhalten und einen französischen Obern nach Dunbrody zu schicken. Doch hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn die Mannschaft stand mit wenigen Ausnahmen geschlossen hinter ihrem Anführer. Der, nichtsahnend, unternahm nach dem Kapitel eine Werbetour zugunsten der Neugründung und hielt weiter Kontakt mit Dunbrody.

Die Zeit arbeitete für ihn. Noch ehe ihn ein Absetzungsdekret erreichen konnte, wies er die Brüder, die alle in Afrika bleiben wollten, an, eine Abordnung nach Natal zu schicken, um zu erkunden, ob Bischof Charles Jolivet OMI sie in seinem Vikariat aufnehmen würde. Er hieß sie willkommen. Daraufhin kündigte Ricards den Trappisten den Unterhalt; ein Wohltäter vor Ort half ihnen aus  mit Proviant und Geld. Am 21. November und. 9. Dezember 1881 verließen die Trappisten Dunbrody in zwei Etappen und siedelten nach Natal über.

Am 17. Dezember erreichte Prior Franz Port Natal (Durban). Wo waren seine Brüder? Er war über ein Jahr von ihnen getrennt gewesen. „Der Wunsch, sie wiederzusehen und zuverlässige Nachricht über sie zu erhalten, wurde so heftig, dass es an Heimweh grenzte.“ Unterwegs hatte er sich ausgiebig über Natal informieren können in Bezug auf Bodenverhältnisse, Bahnverbindungen und Landangeboten, vor allem aber darüber, wie die englische Kolonialregierung zu Trappisten stand. Die Antwort war positiv. Trappisten als Kulturbringer, spr. Agrar-Spezialisten, waren immer willkommen, selbst wenn sie in Glaubens- und Sittenfragen eine andere Überzeugung vertraten als die meisten Kolonisten.

Nicht so positiv war sein Empfang durch Bischof Jolivet ein Tag später. Ihm musste er erst beweisen, dass er der rechtmäßige Vorgesetzte der Trappisten war und keine Schulden auf seine Rechnung machen würde, Befürchtungen, die den Einfluss Ricards‘ deutlich erkennen ließen. Am Ende des 7-stündigen „hitzigen“ Disputs wusste Jolivet, wen er vor sich hatte: „Mon Dieu! Was für ein Mann!“

Am 21. Dezember kaufte Prior Franz die Zeekoegat Farm bei Durban, und am 26/27 nahmen die Trappisten dieselbe in Besitz. Es war die Geburtsstunde Mariannhills. „So nannte ich die Neugründung zu Ehren von drei Annen: meiner eigenen Mutter, der Wohltäterin Maria-Anna Trappentreu und Mutter Annas, der Großmutter des Herrn, mit der man sich gutstehen soll. … Es entstand also in Südafrika das Kloster, das die Franziskaner in Bosnien nicht haben wollten.“


Prior Franz
Prior Franz

Drei Monate später war Prior Franz wieder auf See.  Er verzichtete auf Maria Stern, warb Postulanten an und gewann Wohltäter für Mariannhill. Inzwischen errichteten die Brüder ein Notkloster und Werkstätten. Jedes Handwerk war vertreten. Mariannhill hatte bald eine eigene Presse, ein Fotoatelier, eine Turbine, Straßen und Brücken, Gärten und Baumschulen. Bis man Land und Leute besser kennenlernte, wurde improvisiert. Der Prior war in seinem Element. Benjamin Makhaba, Basuto und Katechet, wurde angeheuert. Ein Missionar der Oblaten gab Sprachunterricht. Der junge polnische Chornovize Hyazinth Solomon predigte sonntags den neugierigen Leuten aus den Kraals. Der englische Chornovize David Bryant hielt Schule. Bischof Jolivet brachte die ersten Waisen: Weiße, und Benjamin die ersten Zulu boys, denn Mariannhill machte keinen Unterschied in der Farbe. Was Religion betraf, war der Grundsatz des Priors: „Jeder hat ein Recht zu wissen, wer ihn so sehr liebt, dass er für ihn gestorben ist.“ Charity, ja, aber zuerst justice.

Mädchen wollten ebenfalls lernen. Darum setzte Prior Franz 1885 einen Aufruf an deutsche Frauen in die Zeitung, sie möchten kommen und den Trappisten helfen – der Anfang der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut. Im gleichen Jahr wählte die Mönchsgemeinde Prior Franz zum Abt.

Chiefs baten um Schulen für ihre Stammesgebiete. Die Frage war: Soll Mariannhill sich ausbreiten und missionarisch tätig werden? Das Gene-ralkapitel von 1886 sah keinen Grund, warum nicht, so lange alles mit der Regel und den Gewohnheiten des Ordens im Einklang stand.

Schon bald platzte Mariannhill aus allen Nähten. Die ersten Missionsstationen wurden 1886 gegründet. (1891 waren es bereits 11.) Abt Franz schickte seine „Roten Schwestern“ (rot wegen ihrer Tracht) auf die Stationen. Sie sollten langsam die Brüder auf den Außenposten ablösen, so dass diese zum geregelten Leben in der monastery zurückkehren konnten. Er richtete einen Klosterrat ein und später auch einen Missionsrat, denn Mariannhill war das Werk aller, nicht eines Einzelnen, auch wenn er als Abt das letzte Wort hatte.

Doch das Programm war schier zu voll. Zwar verlor der Abt nicht die Übersicht, aber das Zepter glitt ihm langsam aus der Hand. Interner Widerstand formierte sich. Die Mönche waren der Regel verpflichtet, ja, aber die meisten betrachteten sich als Missionare. Orden und Mission, strenge Regel und Pastoral waren nicht kompatibel. Abt Franz wurde 1892 nach einer Visitation für ein Jahr seines Amtes enthoben, trat aber bereits vor April des folgenden Jahres zurück zugunsten eines Administrators, damit dieser als Abt eingesetzt werden konnte. 69-jähring gründete er seine letzte Mission, Emaus, im äußersten Zipfel des Mariannhiller Besitzes, und starb dort nach 15 Jahren, am 24. Mai 1909.

Die Träume, die er als Seminarist geträumt hatte, erfüllten sich: Der Seelsorger Franz W. Pfanner ging als beides, Mönch und Missionar, in die Geschichte ein.

 *„Bitte, geben Sie mir Männer, Trappisten, für meine Diözese. Ich brauche sie bitternotwendig!"

Mariannhill
Mariannhill

© Sr. Annette Buschgerd cps

1 Kommentar


Hildegard
02. Sept.

Ein Gefühl, mittendrin zu sein!

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