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Der Trappist 1863 – 1909

  • Sr. Annette Buschgerd cps
  • vor 1 Tag
  • 5 Min. Lesezeit

Artikel Nr. 3: Juli 2025

1862 finden wir Beichtvater Pfanner bei einer Seligsprechung (Japanische Märtyrer, 24. 9.) in Rom. An den Gräbern der Apostelfürsten betete er um Klarheit für seinen weiteren Lebensweg. „Danach,“ so schreibt Abt Franz, „ging ich zwar wieder nach Kroatien, doch ich war nicht gewillt, dort für immer zu bleiben. … Die ständigen nationalen Hetzereien … machten mir den Aufenthalt unter einem solchen Volk unheimlich.“ Außerdem waren die drei Jahre seines Dienstes in Agram abgelaufen, aber „wieder nach Haselstauden zu gehen, davon hielt mich etwas Unerklärliches zurück.“ (Wenn nicht anders angegeben, sind alle Zitate den Lebenserinnerungen von Abt Franz entnommen.) 

Sein Gesundheitszustand machte ihm zu schaffen.Wegen Disposition zu Tuberkeln hatte mir der Arzt Ruhe und Molkekuren verschrieben,“ doch „jedes Frühjahr (seit 1851!) stellte sich meine Schwäche wieder ein; … meine Lunge war sehr delikat, und ich neigte zu Erkältungen und Heiserkeit, … so dass ich mein ganzes Gehalt für meinen siechen Leib ausgab. … In Agram war ich mehrmals krank, ein paarmal gefährlich … und rechnete deshalb auf kein langes Leben.“

Diese Umstände trugen dazu bei, dass Pfanner sich für ein Leben im Kloster, gewissermaßen als Vorbereitung auf den Tod entschied.  Die Frage war nur, in welches.  „Auf keinen Fall in eines, wo man die Regel nicht mehr hält.“ Zucht und Strenge waren maßgebend. Also, zu den Jesuiten? „Eher nicht, denn ich wollte mich nicht zu Tode studieren.“ Eine neue Mission der Franziskaner in Zentralafrika reizte ihn, „aber Franziskaner wollte ich nicht werden.“ Gott sandte ihm schließlich die Antwort ins Haus: „Während ich noch so im Kampfe lag, … kamen zwei Trappistenbrüder aus Belgien nach Agram auf Sammlung. Das war gegen Ende 1862.“ Pfanner hörte ihnen interessiert zu und „es fuhr wie ein Blitz durch meine Seele: ‚Das ist für dich!‘ Ich überlegte: Wenn es auch streng ist, so ist es gerade recht.“ 13 Jahre vorher, in Brixen, hatte er ebenso reagiert, als er „in einen großen Gebetseifer geriet, verbunden mit einer außerordentlichen Lust zu äußeren Strengheiten,“ und folgerte: „Hätte ich von Trappisten gewusst, vielleicht wäre ich damals schon einer geworden.“ Der Trappist steckte schlicht in ihm!

Er schrieb unverzüglich an seinen Bischof um Dispens und an das einzige deutsche Trappistenkloster, Mariawald, um Aufnahme. Gasser ließ sich Zeit, und Pfanner nutzte sie für eine Pilgerreise ins Hl. Land (März-April 1863), während der er auch einen gelehrten Seelenführer konsultierte. „Er riet mir entschieden ab, Trappist zu werden, aber ich fühlte etwas in mir, das mich gewaltig dazu trieb.“

Entscheidend aber war ein anderer Grund. Er schreibt: „Im Umgang mit den Schwestern und durch meinen aszeti­schen Unterricht kam ich immer mehr zu der Einsicht, … dass es viel vollkommener sei, im Gehorsam zu leben, als nach eigenem Willen. Wer weiß, dachte ich, ob ich auch selbst zu gehorchen weiß, da ich nie unter Gehorsam gestanden und vom ersten Tag meines seelsor­gerlichen Lebens an anderen zu befehlen hatte.“ Und: „Meine Reisen trugen so viel dazu bei, dass ich der Welt und des Welttreibens immer mehr satt wurde,“ während „jeder Schritt und Tritt an den hl. Stätten eine neue Aufforderung war, mich Gott inniger anzuschließen, und von meinem Vorhaben nicht abzulassen.“ (An Bischof Fessler, 18.8.1864)

Gehorsam lernen. Wie sehr muss Pfanner in sich hineingehorcht haben, um zu dieser Einsicht zu kommen und sein ganzes weiteres Leben Gehorsam zu lernen! Es war um Ostern 1863. Er war 38.


Maria Wald ©CPS
Maria Wald ©CPS

Am 9. September 1863 verließ er Agram, um in Mariawald einzutreten. Das Kloster in der Eifel geht ursprünglich auf die Verehrung einer Pietà (1470) bzw. die Zisterzienser zurück, die sich 1486 auf dem Kermeter niederließen und 1795 ausgewiesen wurden. 1863 war es eine Ruine, die ein Jahr vorher von Trappisten aus Ölenberg (Elsass) neu besiedelt worden war.                                       

Am 9. Oktober gab Prior Bonifatius Bieger dem Neuen den Habit der Trappisten und den Namen Franziskus. Von da an hatte P. Franziskus sich in Gebet, Buße, Arbeit und Stillschweigen an die strenge Regel des Amand B. de Rancé (la Trappe, 1664) zu halten. Er was nicht mehr sein eigener Herr; vielmehr schrieb ihm das Gebräuche Buch vor, was er tragen, essen und trinken durfte und die genaue Zeit für Schlaf, Gebet und Arbeit. Alles war bis ins Kleinste geregelt und die Umstellung vollständig. In seinem oben zitierten Brief zeichnet er ein anschauliches Bild von seiner neuen Umgebung: „An den halbstehenden Mauern der ehemals schönen gotischen Kirche windet sich schon lange Efeu hoch.“ Alles war verfallen. Trotzdem meldeten sich Kandidaten, so dass „die notwendigsten Räumlichkeiten, die z. T. als Kuh- und Pferdestall gedient haben, wieder hergerichtet werden müssen.“ Die Felder „sind meistenteils verwildert und steinig“, das Haus entbehrt jeder Einrichtung. …

Mit einem Worte, es ist das Ganze prächtig dazu angetan, das Noviziat tüchtig durchzumachen. Da wird man nicht verwöhnt; die Entbehrung von so vielen auch notwendigen Dingen, die rauen und dabei überhäuften Arbeiten gehen der Weichlichkeit tüchtig zu Leib.“ Abschließend bittet er Fessler um Entschuldigung für seine „Zickzackschrift“, weil er den Brief in Etappen geschrieben hatte und „das erste Mal vom Holzspalten, das zweite Mal vom Kohlrabihacken und das dritte Mal vom Garbenbinden kam und danach die Hand zittert wie die eines alten Weibleins.“

Chormönche ©CPS
Chormönche ©CPS

Am 21. 11. 1864 legte P. Franziskus die einfachen Gelübde der Armut und des Gehorsams ab. Weit mehr als eine Formel, waren sie gefühlte Wirklichkeit. Er kam wieder zu Kräften und schrieb es der geregelten Arbeit im Freien, der fleischlosen Kost und dem Umstand zu, dass er keine Sorgen hatte. „Ich fühlte mich wie neu geboren und konnte den Katzenpelz wegwerfen, den ich seit 10 Jahren wegen Koliken auf Magen und Bauch getragen hatte.“ Um wenigstens etwa zu ertragen zu haben,“ wollte er keinen unnötigen Blick mehr tun und sich nie am allgemeinen Ofen wärmen. Nur die Seelsorge fehlte ihm, doch er sagte sich, dass er „gewiss dem Herrgott den Tag nicht stehle.“

Gern hätte er den Mitbrüdern Kostproben seiner Turn-kunst gegeben, aber das war ganz gegen die Regel.,

War er bei einem Zimmerbrand in Agram noch mit Wassereimern aufs Dach geklettert, in Mariawald durfte er nicht einmal Nüsse vom Baum schütteln, weil „nur die es tun sollten, die es konnten.“ So war es immer wieder, der alte „Bandwurm Eitelkeit“ dem, wie er schreibt, „der Kopf abzuschlagen war.“ Anders ausgedrückt: ein echter Trappist erstrebte die völlige Enteignung und Übergabe seiner selbst an Gott, die – wie beim hl. Bernhard – nur mit dem Beispiel und Rat Jesu gerechtfertigt werden konnte.


Pater Franziskus ©CPS
Pater Franziskus ©CPS

Aufgrund seiner Erfahrungen und Fähigkeiten wurde P. Franziskus schon bald zum Arbeitsvorstand, Brüdermagister und Novizenmeister befördert. Aber die älteren Mitbrüder verziehen ihm sein scharfes „Vorwärts!“ nicht und klagten ihn bei Abt Ephrem an, als dieser 1865 Mariawald visitierte. Er verwies ihm den „österreichischen Korporalstock“ und verbot ihm, selbstständig zu handeln. Auch habe er während der Abwesenheit des Priors zu oft gepredigt. Die Brüder hingegen begrüßten seinen Eifer und klaren Kurs, und so bahnte sich langsam aber sicher eine Scheidung der Geister an, die zu einer gefährlichen Polarisierung führen musste. Er wurde von Prior Bonifatius ab- und von seinem Nachfolger, Eduard Scheby, der einen tüchtigen Subprior brauchte, wieder eingesetzt.                                                                          

Bald sorgten die Fuhrmannsleute unter den Brüdern für einen Eklat, indem sie ohne Notwendigkeit in Wirtshäuser einkehrten und dadurch öffentliches Ärgernis gaben (1866/7), Ihr Magister bestrafte sie, aber der Prior nahm sie in Schutz und schickte P. Franziskus zum Holzhacken. Die anderen Brüder, unter Führung von Br. Zacharias Vogt (1819-82), waren empört und drohten mit einer Anzeige „an höchster Stelle in Rom,“ die sie aber nicht machen würden, „wenn man ihnen eine Neugründung erlaubte.“ Abt Ephrem renkte ein und wies Prior Eduard an, P. Franziskus und Br. Zacharias unverzüglich entsprechende Obedienzen (Beglaubigungsschreiben) auszustellen. Sie verließen Mariawald noch am selben Tag (21. 6. 1867), um „irgendwo in der Donau-Monarchie“ einen geeigneten Platz für eine Neugründung ausfindig zu machen.


© Sr. Annette Buschgerd cps

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